Boris Goudenow

Johann Mattheson

Premiere 19. August 2021 

Innsbrucker Festwochen der Alten Musik

Musikalische Leitung – Andrea Marchiol  

Regie – Jean Renshaw 

Lisa Moro – Bühne

Kostüme – Anna Ignatieva  

Licht – Leo Göbl

Assistenz – Elena Maria Artisi

Mit: Joan Folqué, Olivier Gourdy, Julie Goussot, Alice Lackner, Sreten Manojlovic Flore van Meerssche, Eric Price, Yevhen Rhakmanin

Fotos – ©Birgit Gufler 

Presse

Mörder im Dienst des Vaterlandes

„Bei der mit Pause dreistündigen Aufführung im Innsbrucker Haus der Musik wird schnell klar, dass hier die brutale Mechanik der Macht am Zarenhof drastisch aufs Korn genommen wird. Jean Renshaws ebenso rasante wie intelligente Inszenierung entfaltet das Stück mit satirisch bissigen Anspielungen auf aktuellen politische Vorgänge als zeitlos gültige Farce, die stellenweise an Shakespeares finstere Königsdramen gemahnt. Eiskalt lässt Boris sein Vorgänger im Rollstuhl von einem kanonsingenden Chirurgenteam in blauen Arztkittel mit Giftspritze, Kreissäge und Riesenschere nach allen Regeln der Heilkunst im Dienst des Vaterlandes abmurksen-eine Szene, die in gruselig-grotesker Überzeichnung den Fall Nawalnyj herbeizitiert.“ Werner M. Grimmel, FAZ, 27 August 2021

Macht korrumpierte schon immer

„Es ist eine wahrhaft liederliche Gesellschaft, die da in Matthesons Oper um Macht giert: Diese abgetakelten Oligarchinnen, diese widerlichen Selbstdarsteller und Egomanen kennt man doch nur gut. Regisseurin Jean Renshaw scheut sich nicht, aktuelle Bezüge herzustellen, nein, sie setzt bewusst darauf. Und das gelingt mit wenig Aufwand sehr gut …. es war ein russisch-fatalistisches Happy End, Zar Boris hatte seine Schreckensherrschaft etabiliert.“ Franz Gratl, Kronen Zeitung, 22 August 21

„In der Regie der Britin Jean Renshaw wird aus alldem anfangs ein schönes Spektakel mit viel Witz, bissigen Bosheiten und einer Prise Epischem Theater à la Bert Brecht.“ Tiroler Tageszeitung 21.08.2021

„Zaren und Wodka, nationale Klischees eines Russlands, das nie vergessen wurde, tiefe Dunkelheiten, die die Seele zerreißen und in den Pelzen auftauchen, die jeder trägt, wenn das Barometer sinkt, und dann Schnee, dunstig, als ob er eine emotionale Decke schaffen würde, ein Gefühl von leichtem Stillstand im Umkreis der Macht, die schürt, die fehlt, die vernichtet und sich in den Bauch der Liebe einschleicht.“ Anatello Iozzo, bluarte.it, 25 August 2021

„Sie macht was Tolles draus. Sie nimmt den britischen schwarzen Humor mit hinein und sie spielt mit allen Russland Klischees, die wir auch heute haben…natürlich sind diese ganzen Bezüge zur heutige Machtstreben und dem was da so geschieht in unsere Welt auch in ihre Inszenierung, aber es ist immer auch leichtfüßig und fröhlich. Da sind ja junge Leute, die da singen und die hat sie großartig geführt in ihren unterschiedlichen Figuren und ganz klar charakterisiert. Das macht schon auch den dazu zu schauen und zu hören.“ Franziska Stürz dlf 19.08.2021

Der Moskau-Clan

„Die Innsbrucker Festwochen der Alten Musik vertrauen auf die britische Regisseurin, Choreografin und Autorin Jean Renshaw. Im Haus der Musik setzt sie mit Bühnenbildnerin Lisa Moro alles auf szenische Fast-Null-Diät. Ein Tisch, der Laufsteg oder Tafel sein kann, Stühle und, wenn’s vor allem für die Frauen frustig wird, viele Wodka-Flaschen. Das gesamte Personal ist fast immer präsent. Das hilft, der extrem verworrenen Handlung einigermaßen zu folgen. Auch weil Renshaw eine eigenwillige bis skurrile Typenparade aufmarschieren lässt.

Klar wird in dieser Produktion: Mattheson lag nicht an einem Pathos-triefenden Volksdrama, sondern an einer Tragikomödie mit satirischem Einschlag. Ganz folgerichtig wird in Innsbruck eine Soap à la „Der Moskau-Clan“ entrollt.“ Markus Thiel, Münchener Merker 21. August 2021 

Fotos @Birgit Gufler 

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